No Good Doping
Peter Schröcksnadel und Michael Spindelegger haben zwei durchwachsene Wochen hinter sich. Der Finanzminister ist nach vier Jahren Tarnen und Täuschen so richtig in das Hypo-Loch gefallen, nachdem er sich eben erst mühsam aus dem Budgetloch herausgewunden hat. Der Ur-Skandal der Politik lastet schwer auf Spindelegger. Den ÖSV-Boss wiederum hat am Ende der Skandal-Spiele von Sotschi der Ur-Skandal des Spitzensports eingeholt. Austria is a too small country to do good doping. Sotschi ist Turin geworden. Und ganz Österreich ist Hypo.
So was kann ja passieren. Man kann in die Menschen nicht hineinschauen. Wenn ein Sportler meint, er muss dopen und wird dabei schon nicht erwischt werden, dann wird er dopen. Die Frage ist, wie die Verantwortlichen für das Millionenbusiness Spitzensport mit diesem Thema umgehen. Peter Schröcksnadel hat mit seinem berühmten Spruch von Turin 2006 die falsche Linie vorgegeben. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und wenn es dann doch ist, fehlen so manchem die richtigen Worte. „Ein Paukenschlag, der uns wie eine Keule getroffen hat“, formulierte etwa ÖOC-Präsident Karl Stoss am Sonntag in der Früh ziemlich holprig.
Augen zu und durch
Die Parallen zum politischen Ur-Skandal Hypo sind erstaunlich. Da konnte auch nicht sein, was nicht sein durfte. Das Milliardengrab ist nicht von selber verschwunden, auch die privaten Banken wollten nicht dabei behilflich sein, es zuzuschaufeln. Also musste man dann doch einmal den „Tatsachen ins Auge sehen“, wie der Finanzminister es formulierte. Und er meinte damit nichts anderes als: das dürfen jetzt die Steuerzahler blechen. Mit dem Proteststurm aus der Bevölkerung und in den Medien hat die Regierung offenbar nicht gerechnet. Der Bundeskanzler ist seither nur einmal kurz aus seiner Deckung herausgekommen.
Kick-off der Minderleister
Peter Schröcksnadel hingegen ist einer, der keine Deckung braucht. Der stellt sich in Sotschi hin, bevor noch die letzten Bewerbe über die Bühne sind, und legt den ungeliebten Snowboardern eine auf. Alles Minderleister im Vergleich zu den ÖSV-Stars. Und dann machen die am Tag darauf Gold und Bronze im Slalom. Auf eine Entschuldigung des ÖSV-Präsidenten wird man lange warten, er darf sich alles erlauben. Am Sonntag hat er die Snowboarder-Medaillen gar als “Kick-off der Diskussionen” bezeichnet, sprich: es war quasi sein, Schröcksnadels, Verdienst. Dieser Mann wähnt sich allmächtig. Er ist von der Politik nach der Medaillen-Pleite von London 2012 auch zum Retter des Sommersports und zum Mastermind der Olympia-Vorbereitung für Rio 2016 erkoren worden. Da verteilt er Geld aus dem knappen Budget des Sportministers praktisch nach eigenem Gutdünken. Denn wer wird schon einem Schröcksnadel widersprechen wollen.
Spindeleggers Erwachen
Dem Finanzminister muss man eines zugestehen: Er scheint erkannt zu haben, dass nicht alles geht. Dass er versuchen muss, so viel wie möglich vom Hypo-Schaden vom Steuerzahler abzuwenden. Gläubiger sowie Bayern und Kärnten als frühere Eigentümer sollen in die Pflicht genommen werden. Dafür hat sich Spindelegger sogar mit der grauen Hypo-Eminenz Klaus Liebscher überworfen, der nicht mehr länger den Sündenbock für die Politik geben wollte und Taskforce sowie Hypo-Aufsichtsratvorsitz hingeschmissen hat. Gut so, weil damit wieder ein bisschen klarer dokumentiert ist, wo die Verantwortung liegt. Nämlich bei der Politik.
Blech für den Kanzler
Es gibt ja kein besseres Bild für das Politik-Versagen in der Causa Hypo als die permanente demonstrative Abwesenheit des Bundeskanzlers. Der hat schon die vorige Regierung angeführt und damals grünes Licht für die Notverstaatlichung gegeben. Jetzt tut Werner Faymann so, als wäre er nie dabei gewesen. Lebenszeichen vom Kanzler hat es in den vergangenen zwei Wochen vor allem dann gegeben, wenn er österreichischen Medaillengewinnern per Presseaussendung gratuliert hat. Das konnte ihm nicht schnell genug gehen. Dem Vizekanzler übrigens auch nicht. Auf eine Aussendung Faymanns oder Spindeleggers zum Dopingfall Dürr wird man vergeblich warten. Bad News, nein danke. Eine Bad Bank reicht.
Versagen der Eliten
Und was fällt dem ÖSV-Präsidenten zum Fall Dürr ein? Peter Schröcksnadel überlegt und spricht darüber, die Langläufer aus dem Skiverband zu schmeißen. Aus einem Verband, in dem prominente Alpin-Rennläufer zugegeben haben, ohne Schmerzmittel keinen Pistenkilometer mehr bewältigen zu können. Ein unglaubliches Alarmzeichen, vor dem der ÖSV die Augen verschließt. Der ÖSV-Chef bekämpft lieber Symptome, und wenn er dafür den ganzen Langlauf-Kader opfern muss. Das Versagen der Politik beginnt sich zu einem Versagen der Eliten auszuwachsen .
Ein Gedanke zu „No Good Doping“
Gut erkannter Paarlauf der ungleichen VP-Brüder. Klar ist: Herr Spindelegger nimmt keine leistungssteigernde Mittel. Sogar seine Dopingkontrolle wäre negativ 🙂